4. Reinigungsstufe auf der Ansbacher Kläranlage

4. Reinigungsstufe in Weißenburg

Die AWEAN hat endlich den Weg frei gemacht für den Bau einer Reinigungsstufe auf der Ansbacher Kläranlage.
Hannes Hüttinger, der beim Wasserwirtschaftsamt als Ingenieur arbeitete, erläuterte in seinem Vortrag bei der BAP die Funktionsweise einer Kläranlage. Er betonte die dringende Notwendigkeit das Abwasser besser zu reinigen um Menschen, Tiere und die Natur vor den negativen Folgen vieler Stoffe zu schützen.

Bei der mechanischen und biologischen Reinigung in der Kläranlage bleiben viele schädliche Stoffe im Wasser zurück. Es handelt sich um eine Vielzahl von Verbindungen, die vom Menschen hergestellt wurden. Diese werden als anthropogene Spurenstoffe oder Mikroverunreinigungen bezeichnet.
Dazu gehören neben Medikamentenrückständen auch Hormone und Krankheitserreger sowie Mikroplastik. Diese Stoffe sind mit dafür verantwortlich, dass das Leben in unseren Flüssen und Bächen langfristig stark geschädigt wird.
Schon kleine Rückstände von manchen Hormonen wie Östrogene beeinflussen die Fortpflanzung von Mensch und Tier stark. Östrogene im Gewässer stammen meist aus Rückständen der Anti-Baby-Pille.

Vor allem aus Kliniken gelangen Antibiotika-Rückstände und zugleich auch Bakterien, die Antibiotikaresistenzen in sich tragen, in die Kläranlagen. Dort treffen sie auf Milliarden von Bakterien, die für die Abwasserbehandlung zuständig sind. Die Anlagen könnten zu einer Art Brutstätte für antibiotikaresistente Bakterien werden, die mit dem behandelten Wasser in die Gewässer gelangen und Wasserressourcen möglicherweise kontaminieren.
Multiresistente Erreger (MRE) in Bächen, Seen und Flüssen von Deutschland haben in den vergangenen Jahren immer wieder für Aufsehen gesorgt. Die Verbreitung solcher Bakterien durch Abwässer ist potenziell eine Gefahr für Menschen, und zwar besonders für solche mit geschwächtem Immunsystem.

Im Abwasser lassen sich allerlei Dinge nachweisen. Längst bekannt sind zum Beispiel die Nachweise von Drogen-Rückständen, mit denen sich Rückschlüsse auf den Konsum illegaler Substanzen in einer Region ziehen lassen. Und eben auch auf den Stand der Corona-Infektionen. Sehr schlecht ist, dass diese Stoffe im Gewässer landen.
Die Konzentrationen an Mikroverunreinigungen überschreiten in vielen Gewässern die gesetzlich vorgegebenen Umweltqualitätsnormen.

Zur Reduzierung der Einträge reichen die möglichen Vermeidungsmaßnahmen, wie Anwendungsbeschränkungen oder -verbote über Stoffrecht, Produktrecht, Verminderung von Luftemissionen nicht aus, so dass nur eine nachgeschaltete Abwasserbehandlungstechnik Erfolg verspricht.

Dies erfordert die Einführung weitergehender Abwasserbehandlungsverfahren (4. Reinigungsstufe) in den größeren kommunalen Kläranlagen sowie kleinerer Anlagen, die in sensitive Gewässer einleiten.
Die 4. Reinigungsstufe (nach Rechenklärung, Vorklärung und biologischer Reinigung) ist keine bestimmte Klärtechnik, sondern bezeichnet eine ganze Reihe verschiedener Optionen wie Ozonierung, Membranfiltration oder Aktivkohlefiltration. Am wirksamsten und kosteneffizientesten sind dabei gegenwärtig die Verfahren der Ozonung und der Aktivkohleadsorption durch Pulveraktivkohle.
Mit dieser Verfahrenskombination lässt sich eine hohe Spurenstoffentnahme erreichen. Der Ozongenerator erzeugt Ozon aus Flüssigsauerstoff. Im Kontaktreaktor zerstört dieses Ozon eine Vielzahl von Spurenstoffen. Dort reagiert Ozon hauptsächlich mit organischen Substanzen und oxidiert diese auf, heißt, bei dieser chemischen Reaktion werden die Substanzen aufgebrochen und verlieren damit ihre ursprüngliche Wirkweise. Weitere Stoffe und die Abbauprodukte der Ozonung werden im nachgeschalteten Aktivkohlefilter entfernt.

Mit dieser Technik, können bis zu 97% der Mikroverunreinigungen herausgefiltert werden.

Eine vierte Reinigungsstufe ist in Ansbach auch deshalb sinnvoll und erforderlich, da gerade in der Fränkischen Rezat die Konzentrationen von Mikrostoffen die Umweltqualitätsziele im Gewässer wesentlich beeinträchtigen können.
Aufgrund der in der kreisfreien Stadt Ansbach vorhandenen Einwohner und der zentralen Einrichtungen (z.B. Kliniken und Ärzte) ist es geboten, hier zu handeln und das Abwasser von den schädlichen Stoffen zu befreien. Die Rezat ist ein besonders sensibles Gewässer mit einem hohen Anteil an Kläranlagenablauf im Oberflächenabfluss.
Eine in der Diskussion befindliche Idee, die Stoffe bereits dem Klinikabwasser zu entnehmen ist leider nicht zielführend, da der überwiegende Teil der Arzneirückstände und Hormone im häuslichen Umfeld ausgeschieden wird.
Zudem sind in Ansbach drei Kliniken (Anregiomed, Bezirksklinikum und die Rangauklinik in Strüth) vorhanden, die versorgt werden müssten. Weiterhin sind viele Alten- und Pflegeheime vorhanden, wo ebenfalls eine erhöhte Belastung von Medikamentenrückständen anzunehmen ist

Die BAP hat die Forderung nach einer weitergehenden Reinigung auf der Ansbacher Kläranlage bereits 2013 in ihr Programm aufgenommen und viele Versuche unternommen die Verantwortlichen von dieser dringend notwendigen Maßnahme zum Schutz der Gewässer zu überzeugen.
2015 scheiterte das Ansinnen nur knapp, obwohl der Freistaat Bayern eine Förderung von 75% in Aussicht gestellt hatte. Für Ansbach sprang die Stadt Weißenburg ein und baute eine Anlage eben mit einer hohen Bezuschussung.

In einem Schreiben an den Umweltminister Glauber im Herbst 2020 bat die BAP um finanzielle Unterstützung für das wichtige Projekt und erhielt überraschender Weise die Mitteilung, das Ansbach für die regierung erste Priorität hätte und mit einer Zuwendung rechnen kann.

Leider zögerte, insbesondere der Geschäftsführer die AWEAN immer noch und beauftragte erst im Sommer 2022 ein Ing.-Büro eine Machbarkeitsstudie zu erarbeiten.
Hannes Hüttinger erläuterte in seinem Vortrag auch die ihm vom Ministerium mitgeteilten Bedingungen für eine Förderung einer weitergehenden Reinigung.

Überrascht waren die anwesenden Zuhörer, dass die Höhe der Zuwendungen abhängig ist vom Zeitpunkt der Inbetriebnahme.
Die Zuwendungen betragen in Prozent der zuwendungsfähigen Kosten:
70 %, wenn die vierte Reinigungsstufe im Jahr 2024 in Betrieb geht,
60 %, wenn die vierte Reinigungsstufe im Jahr 2025 in Betrieb geht und
50 %, wenn die vierte Reinigungsstufe im Jahr 2026 oder später in Betrieb geht.

Das bedeutet, dass die Stadt Ansbach, bzw. die AWEAN mit jedem Jahr, indem die Anlage später in Betrieb geht, deutlich weniger Zuwendungen erhält.

Die 4. Reinigungsstufe (nach Rechenklärung, Vorklärung und biologischer Reinigung) ist keine bestimmte Klärtechnik, sondern bezeichnet eine ganze Reihe verschiedener Optionen wie Ozonierung, Membranfiltration oder Aktivkohlefiltration. Am wirksamsten und kosteneffizientesten sind dabei gegenwärtig die Verfahren der Ozonung und der Aktivkohleadsorption durch Pulveraktivkohle.

Titelbild zeigt die 4. Reinigungsstufe in Weißenburg.