BAP fordert Nachrüstung der Kläranlage

4. Reinigungsstufe für Ansbacher Kläranlage dringend erforderlich

Vor über fünf Jahren hat das Umweltministerium der Stadt Ansbach bzw. der AWEAN angeboten, sich an einem Pilotprojekt „4. Reinigungsstufe“ zu beteiligen und der Stadt Ansbach einen Zuschuss in Höhe von 75% in Aussicht gestellt.

Die BAP hat dies zum Anlass genommen, für dieses Projekt zu werben und im zuständigen Gremium beantragt, die Kläranlage Ansbach entsprechend zu erweitern. Das Ansinnen wurde im AWEAN-Aufsichtsrat bei Stimmengleichheit abgelehnt und das Ministerium hat deshalb der Stadt Weißenburg den hohen Zuschuss angeboten.

Der Bau einer weiteren Reinigungsstufe durch die Stadt Weißenburg mit Unterstützung des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach und Zuwendungen des Ministeriums ist eine großartige Sache. Dies ist ein erster Schritt, um die Verschmutzung der Gewässer durch Arzneimittelrückstände, Hormone und viele andere schädliche Stoffe in Grenzen zu halten.

Auch heute hält die BAP es für dringend erforderlich, dass die Ansbacher Kläranlage nachgerüstet wird.

Wie die meisten Abwasserreinigungsanlagen ist auch die Ansbacher Kläranlage gut gerüstet, wenn es um die Entfernung organischer, Sauerstoff zehrender Nährstoffe geht. Aber viele andere giftige und unerwünschte Stoffe können durch die in Ansbach vorhandene Technik nicht aus dem Wasser entfernt werden. Neben Stoffen natürlichen Ursprungs handelt es sich um eine Vielzahl von Verbindungen, die vom Menschen hergestellt wurden. Diese werden als anthropogene Spurenstoffe oder Mikroverunreinigungen bezeichnet.

Dazu gehören neben Medikamentenrückstände, Hormone auch Krankheitserreger und Mikroplastik. Diese Stoffe sind mit dafür verantwortlich, dass das Leben in unseren Flüssen und Bächen langfristig stark geschädigt wird.

Eine vierte Reinigungsstufe ist in Ansbach auch deshalb sinnvoll und erforderlich, da in der Rezat die Konzentrationen von Mikrostoffen eine wesentliche Ursache für die Überschreitung von Umweltqualitätszielen im Gewässer ist.

Die sogenannte 4. Reinigungsstufe besteht meist aus einer Ozonung (Gewinnung von Ozon aus der Luft mit einem Ozongenerator und Kontaktreaktor und einer nachgeschalteten Aktivkohlefiltration. Mit dieser Verfahrenskombination lässt sich eine hohe Spurenstoffentnahme erreichen. Der Ozongenerator erzeugt Ozon aus Flüssigsauerstoff. Im Kontaktreaktor zerstört dieses Ozon eine Vielzahl von Spurenstoffen. Weitere Stoffe und die Abbauprodukte der Ozonung werden im nachgeschalteten Aktivkohlefilter entfernt.

Mit dieser Technik, so haben Studien gezeigt, können bis zu 97% der Mikroverunreinigungen herausgefiltert werden.

Spurenstoffe stammen meist aus Produkten, die im Haushalt, in öffentlichen Einrichtungen, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft eingesetzt werden. Kritisch zu betrachten sind insbesondere Stoffe, die sich aufgrund ihrer biologischen Wirksamkeit bereits in geringen Konzentrationen nachteilig auf die Gewässerqualität und die Gewässernutzung auswirken können. Insbesondere Arzneimittel, Biozide, Pflanzenschutzmittel, Wasch- und Reinigungsmittel, Körperpflegeprodukte sowie Baustoffe und Gebrauchsgegenstände können solche Stoffe enthalten.

Es ist es nicht ausreichend, Teilströme aus Kliniken zu behandeln, da der größte Teil dieser Stoffe (mit Ausnahme von Röntgenkontrastmittel) im privaten Haushalt und bei Arztpraxen anfällt. Zudem gibt es in Ansbach drei Kliniken (ANregiomed, Bezirksklinikum und die Rangauklinik in Strüth), die versorgt werden müssten.

Der Gebrauch von Antibiotika führt immer mehr dazu, dass diese Stoffe und ihre Abbauprodukte im Abwasser landen und die Biologie im Gewässer schädigen.

Multiresistente Erreger (MRE) in Bächen, Seen und Flüssen von Deutschland haben in den vergangenen Jahren immer wieder für Aufsehen gesorgt. Die Verbreitung solcher Bakterien durch Abwässer ist potenziell eine Gefahr für Menschen, und zwar besonders für solche mit geschwächtem Immunsystem.

Generell sind multiresistente Keime eine wachsende Bedrohung: Über 33.000 Menschen pro Jahr sterben in Europa heute an solchen Erregern und die Krankheitslast durch die resistenten Bakterien ist bereits höher als durch Influenza, Tuberkulose und HIV zusammen. Nur die Corona-Pandemie hat alles in den Schatten gestellt. Aber gerade deshalb ist es umso wichtiger, gegen die Verschmutzung unserer Gewässer etwas zu tun.

Hormone, insbesondere Östrogene, führen im Gewässer dazu, dass sich die Fischpopulation ungünstig verändert und das Gleichgewicht zwischen männlichen und weiblichen Tieren verloren geht.

Die Reste von blutdrucksenkenden Mittel gelangen ebenso über das Abwasser in unsere Bäche und Flüsse und führen dort zu erheblichen Schäden.

Bekannt ist auch, dass manche Viren und Bakterien im Abwasser nicht zerstört werden und so ins Gewässer gelangen.

Die Gefahren durch Mikroplastik sind lange noch nicht ausreichend bekannt. Sicher ist, dass sich viele Partikel im menschlichen Körper anreichern und mit langfristigen Schäden zu rechnen ist.

Die Bürgerinitiative Ansbacher Parteiloser fordert die Stadt Ansbach und AWEAN auf, mehr für die Reinigung der Abwässer zu tun und die Ansbacher Kläranlage mit einer sogenannten 4. Reinigungsstufe (wie in Weißenburg bereits in Betrieb) auszurüsten. Nur damit kann die Belastung von giftigen Spurenstoffen, Arzneimittelrückstände oder Mikrostoffe verringert werden.